21 Februar, 2019DIES & DAS
Alleine Mama werden – Eine "Single Mom by Choice" berichtet
Heute gibt es mal einen der seltenen Gastbeiträge in den Kleine Prints Geschichten. Natascha ist an uns herangetreten und hat uns gefragt, ob sie ihre besondere Geschichte (in der auch unser Fotobuch für Kinder vorkommt!) bei uns teilen darf. Wir haben ja gesagt und überlassen sogleich Natascha die virtuelle Bühne:
Beitragsbilder: 1, 4 & 5 von Natascha Herzog, 2 & 3 Kevin Schmid via unsplash.com, 6: Team Kleine Prints
Eine besondere Familiengeschichte: Single Mom by Choice
Mein Name ist Natascha, ich bin eine alleinerziehende Mami und lebe mit meinem Sohn in der Nähe von Zürich in der Schweiz. Freiwillig alleinerziehend muss ich hinzufügen, denn unsere Familie besteht absichtlich nur aus mir und meinem Sohn. Wir sind eine Mutter-Kind-Familie, ganz ohne einen Papa! Wie das geht, fragt sich vielleicht der ein oder andere, da diese Familienkonstellation noch neu und teilweise sogar etwas verpönt ist. Auch als egoistisch beschimpft und unnatürlich… Ehrlich, ich habe alle möglichen Kommentare dazu schon gelesen. Dabei ist es eine unumstößliche Tatsache, dass Frauen, die sich ein Kind wünschen, nun mal eine tickende Uhr in sich haben. Männer nicht. Und in der heutigen Gesellschaft wird es als Frau immer schwieriger, den Mann für die Familiengründung rechtzeitig zu finden, da Männer oft erst später bereit sind für die Familiengründung, zu spät für die Frauen in ihrem Leben. Es gehen Beziehungen und Ehen in die Brüche, weil plötzlich rauskommt, dass der Freund respektive Ehemann sich doch nicht vorstellen kann, Kinder zu haben. Diese und ähnliche Geschichten kriege ich von Frauen zu hören, die mir schreiben, weil sie auf meinen Blog gestoßen sind und den Weg zur 'Single Mother by Choice' in Betracht ziehen. (Anmerkung der Kleine Prints Redaktion: Natascha hat ihren Blog zwischenzeitlich eingestellt.)Single Mother by Choice: Alleine eine Familie gründen
Nicht dass ich da wirklich mitreden könnte: Ich bin lesbisch und für mich war schon immer klar, dass mein Kind mal keinen Papa haben würde. Was mir vermutlich schlussendlich die Entscheidung, alleine eine Familie zu gründen, immens erleichtert hat. Nicht, dass die Entscheidung leicht gewesen ist. Im Gegenteil, ich habe den Gedanken gute 10 Jahre mit mir rumgetragen… Das ist es aber nicht, worüber ich hier und jetzt schreiben möchte, das tu ich auf meinem Blog bereits zur Genüge. In diesem Beitrag geht es – wie könnte es auch anders sein – um die Fotobücher von Kleine Prints. Mütter (und Väter) von Spenderkindern werden immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass ihre Kinder ihre Wurzeln kennenlernen können. Man soll ehrlich und offen mit dem Thema umgehen, damit die Kinder keine Scham entwickeln oder gar im Teenageralter eine Überraschung erleben, die ihr ganzes Selbstbild in Frage stellt.Warum habe ich keinen Papa?
Eine Selbstverständlichkeit mag man meinen. Doch wie erkläre ich meinem Sohn unsere Realität in einer Welt, in der er ständig zu hören kriegt, dass eine Familie aus Mama, Papa und Kind besteht. Und ich meine nicht effektive Gespräche über das Thema, sondern viel mehr, wie wir Kindern die Welt erklären. Da gibt es den Papa Löwen, den Mama Löwen, den Baby Löwen; sowas rutscht einem einfach so gedankenlos raus und schon ist es passiert und das Kind wundert sich: "WARUM HABE ICH KEINEN PAPA?" Uns Choice Mamas ist klar, dass wir unseren Kindern eine Antwort darauf werden geben müssen und wir versuchen, uns so gut es geht darauf vorzubereiten. Doch schlussendlich kommt immer alles anders und die Frage überrumpelt einen dann doch völlig, wenn sie zum ersten Mal gestellt wird. Aber je öfter man sie beantworten muss, desto routinierter wird man. Und zum Glück sind es erst meist nicht die eigenen Kinder, die einem die Frage stellen. Ich kann mich noch lebhaft daran erinnern, als mir zum ersten Mal die Frage gestellt wurde, als die damals vierjährige Nachbarstochter mich ins Verhör nahm. Am Ende schaute sie mich an, als ob ich einen Scherz machen würde und meinte: "Das lässt doch die Polizei gar nicht zu!" Tja, man muss ihn einfach lieben, den Kindermund ;)Wie ich meinem Sohn unsere Familie erkläre
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich setzte mich bereits vor der Schwangerschaft intensiv damit auseinander, wie ich meinem Kind unsere Familienkonstellation erklären würde. Ich suchte online nach Bücherempfehlungen, doch Kinderbücher zu dem Thema sind schwer zu finden. Und die meisten sind in Englisch oder einer anderen Sprache verfasst. Die wenigen anderen Bücher sprachen mich persönlich einfach nicht an. Also beschloss ich, meine Geschichte selbst aufzuschreiben und in Fotos festzuhalten, ganz kreativ und altmodisch in einem Fotoalbum. Als mein Kleiner auf der Welt war, stellte sich allerdings schnell heraus, dass die Seiten zu dünn und die Fotos zu heikel waren für seine kleinen Patschefinger. So schön das Album auch ist, so habe ich es mittlerweile weggepackt um weitere Schäden daran zu vermeiden, es bleibt wohl mehr für mich ein liebes Erinnerungsstück! Ohne dieses Album hat sich dann ganz von alleine ein Gute-Nacht-Ritual entwickelt, denn jeweils vor dem Schlafen gehen fragte mein Sohn immer öfter nach seiner Geschichte.Unsere Familie ist einfach anders!
Anfangs wählte ich ganz einfache Worte: "Ich konnte leider keine Partnerin finden, trotzdem wünschte ich mir sehnlichst ein Kind wie dich. Mein Wunsch war sooooo groß, dass ich mich am Ende entschied, ganz alleine Mama zu werden…" Mittlerweile ist mein Sohn vier Jahre alt und die Geschichte wird immer detaillierter. Auch der liebe Mann in Dänemark, der mir dabei geholfen hat, ihn zu bekommen, ist nun ein Teil dieser Geschichte. Und für ihn ist unsere Familie, so wie sie ist, völlig normal. Ihm fehlt es an nichts (auch nicht an der männlichen Bezugsperson). Aber unsere Familie ist nun mal anders! Und je älter er wird, desto häufiger wird er selbst mit der Frage konfrontiert, wo denn sein Papa ist. Er antwortet immer souverän: "Ich habe keinen Papa, ich habe einen Großvater!" Aber wie ihr euch denken könnt, ist seine Antwort für Kinder (und Erwachsene), die dieses Familienmodell nicht kennen, schwierig nachzuvollziehen. Sie haben schließlich meist auch einen Großvater oder gar zwei und auch noch einen Papa obendrauf. Währenddessen kann mein Sohn absolut nicht verstehen, warum ihm entgegnet wird, dass unsere Familie, so wie sie ist, nicht in Ordnung sein kann und wir sprechen regelmäßig darüber, wie er sich dabei fühlt. Ich hoffe, wir können diesen Austausch beibehalten, auch wenn er älter wird, denn es wird sicherlich nicht einfacher werden…Die Verbindung zu den Halbgeschwistern
Es hilft, dass wir andere Familien gefunden haben, die so sind wie die unsere. Welche, die ich nun zu meinen Freunden zählen kann und solche, die sogar Familie geworden sind. Denn nachdem mein Sohn auf der Welt war, habe ich angefangen nach Halbgeschwistern zu suchen. Ich wurde – wider Erwarten – direkt fündig. Ein angenehmer Kontakt entstand mit den anderen Müttern, ein Großteil davon ebenfalls Choice Mamas. Mittlerweile wissen wir sicher von 15 Halbgeschwistern und einige davon haben wir auch schon kennenlernen dürfen. Da ist etwas zwischen diesen Kindern, das lässt sich nicht in Worte fassen… Leider sind die Halbgeschwister überall auf der Welt verteilt: Sein ältester Halbbruder lebt zur Zeit in den USA, die anderen Kinder in Deutschland, Schweden, Österreich und Norwegen. Nicht einfach, so einen regelmäßigen Kontakt herzustellen. Schwierig ist es auch, sich als Kleinkind an den letzten Besuch zu erinnern; Fotos helfen dabei natürlich sehr! Durch eine Freundin in den USA wusste ich, dass es Fotobücher aus Pappe gibt, also eine bessere Lösung als mein von Hand gemachtes Fotoalbum. Da ich aber nicht unbedingt ein Buch in der USA bestellen wollte, versuchte ich, dies im europäischen Raum zu finden und stieß dabei auf Kleine Prints.Das Fotobuch von Kleine Prints: Der Hit für uns!
So entstand dann auch gleich unser erstes Fotobuch. Ich fügte Bilder ein von uns beiden, seinem Grosi, Großpapi, Onkel und all seinen Halbgeschwistern, die wir zu dem Zeitpunkt bereits kannten. Das Buch war ein solcher Hit bei meinem Sohn, dass ich auch gleich Bücher von und für die Halbgeschwister erstellte und sie zu ihren Geburtstagen verschenkte. Die Kinder lieben ihre Bücher und schauen sie immer wieder gerne an. Und uns Mamas machen sie das Erklären ihrer Realität so viel einfacher! Nachdem es also in unserem ersten Buch mehr um die Mitglieder unser Familie ging, habe ich nun – zwei Jahre später – ein weiteres Buch erstellt und die mittlerweile so detaillierte Gute-Nacht-Geschichte in Fotos festgehalten. Und auch wenn ich meinem Sohn seine Geschichte meist weiterhin auswendig vor dem Schlafengehen erzähle, so hat auch dieses Buch mehr als seine Pflicht erfüllt: Denn kaum kam das Paket bei uns an, hat er das Buch voller Stolz mit in die Kita genommen und seinen Betreuerinnen und Freunden gezeigt. Daher möchte ich diesen Beitrag nun mit einem großen Dankeschön abschließen: Liebe Kleine Prints, Ihr lasst nicht nur Erinnerungen aufleben; für Familien wie die unsere ermöglicht Ihr auch Aufklärung, Verständnis und Familienzusammenführung!Lust auf mehr farbenfrohe Geschichten?
Bei Kleine Prints gibt's wundervolle Fotoprodukte für Kinder und Familien – und wundervolle Geschichten. Abonniere jetzt unseren beliebten Newsletter, die Kleine Sonntagspost, und erhalte 10% Willkommens-Rabatt für Deinen ersten Einkauf bei uns im Shop.Beitragsbilder: 1, 4 & 5 von Natascha Herzog, 2 & 3 Kevin Schmid via unsplash.com, 6: Team Kleine Prints