Eeeendlich, endlich war es soweit – alle Taschen waren gepackt, unser geliebtes Dachzelt auf's Dach geschnallt und wir waren bereit für unsere große Reise. Okay, bereit waren wir auch vorher schon, dank Corona sogar noch einmal mehr. Nur leider hatten sich – ebenfalls dank Corona – sämtliche Reisepläne zerschlagen und wir musste noch einmal komplett umplanen. Nun ja, das sollte nicht das letzte Mal gewesen sein... Jedenfalls stand nach einiger Recherche fest: Wir würden
in Deutschland bleiben und uns auf einem Roadtrip verschiedene Regionen unseres Landes, die wir bislang nur von der Karte kannten, einmal genauer anschauen. Ende Juni ging's los.
Sachsen-Anhalt: Das Tipi-Dorf Bertingen
Wir bahnten uns unseren Weg zuerst durch den Osten Deutschlands, genauer gesagt durch Sachsen-Anhalt. Unsere erste Roadtrip Station sollte das
Tipi-Dorf Bertingen sein, das am Biosphärenreservat Mittlere Flusslandschaft Elbe und etwa 40 km nördlich von Magdeburg liegt. Es lockte uns nicht nur mit einem platz-eigenen Bade-(Silber-)see, sondern auch mit super Attraktionen für Kinder: Entdeckungstouren durch die kleine Seen- und Brückenlandschaft des Platzes, Feuerholz sammeln im Wald, Bogenschießen, Axtwerfen, Ponyreiten, Blockhausbau und einem riesigen Maislabyrinth, um nur mal einiges zu nennen. Man kann sich dort übrigens auch ein Tipi oder Blockhaus mieten, aber wir hatten ja unser "fahrendes Baumhaus" dabei.
Das Camp ist wirklich lustig und bringt sicherlich Spaß – wenn dieser nicht gerade von einem pandemischen Virus verdorben wird. Denn leider waren viele Aktivitäten im Camp noch gesperrt, was wir und besonders Lotta natürlich voll schade fanden. Pro-Tipp übrigens, falls Du das Camp mal besuchen willst: Stell Dich nicht direkt an den Teich. Der Stellplatz dort ist zwar optisch entzückend, aber der ein oder andere Frosch im Teich (okay, eher Trillionen Frösche!) sorgen dafür, dass das mit der Nachtruhe eher Wunschdenken bleibt...
Stadt aus Eisen: Ferropolis
Ach,
Ferropolis, Stadt aus Eisen... Lang ist's her. Denn Nils und ich waren schon einmal hier, vor zehn Jahren auf dem Melt! Festival. Als wir dann zufällig entdeckten, dass genau dort, an dem Ort, mit dem wir so viele schöne Erinnerungen verbanden, plötzlich ein
PopUp Camp entstanden war, konnten wir gar nicht anders – wir mussten nach Gräfenhainichen und unter dem Big Wheel unser Zelt aufschlagen. So einen einmaligen und außergewöhnlichen Ort mussten wir Lotta einfach zeigen, vor allem, wenn man in dem von Wasser umgebenen Freilichtmuseum jetzt "auch so" campen darf. Und Kinder, ich sag Euch: Die Stimmung dort, die ganze Atmosphäre ist phänomenal. Irgendwie magisch, ein bisschen verwunschen und auch ohne Musik und relativ leer mit absolutem Festival Feeling. Ganz im Ernst, die Tage (und Nächte) unter dem gigantischen Schaufelradbagger waren definitiv eins der Highlights unseres Roadtrips...
Thüringer Wald: Oberhof
Ein bisschen blutete unser Herz bei der Abreise, aber wir wollten weiter. Unser nächstes Ziel sollte Oberhof im Thüringer Wald sein, und zwar der
Campingplatz am Lütsche Stausee. Der Platz ist wirklich schön gelegen, sehr idyllisch direkt am See und inmitten der Nadelwälder des Thüringer Waldes. Allerdings muss ich ehrlich sagen, dass ich mich bis dahin – mal abgesehen von Ferropolis – noch gar nicht so richtig "wie im Urlaub" fühlte. Klar hebt sich die Landschaft vom Norden hier ab, aber der Rest ist doch irgendwie gleich. Das "Kribbeln der Ferne", das Abenteuer und das Entdecken fremder Orte blieb auf dem Roadtrip bisher irgendwie aus.
Ab in den Süden: Der Bayrische Wald
Weiter ging es für uns Richtung Bayrischer Wald, wo wir das
Adventure Camp Schnitzmühle ansteuern wollten. Das Camp ist mega cool und liegt auf einer kleinen Insel umgeben von einem Fluss, dem Schwarzen Regen. Man kann Haciendas, Lodges oder Häuser mieten, es gibt den Strandbadesee "La Laguna" mit biogefiltertem Wasser und einem Holzfloß, ein Spa und ein fancy Thai-Bay Restaurant, in dem thailändiche und bayrische Gerichte serviert werden. Außerdem gibt es noch die Bongo Strandbar & Lounge, perfekt zum Chillen und ein "Kaffee Camp". Nach längerer Überredungskunst von Nils (ich bin ja ehrlich gesagt ein kleiner Schisser ;) haben wir dort eine Kanutour unternommen, die einem Mini-Rafting nahe kam. Nicht umsonst wird die Region dort auch "Bayrisch Kanada" genannt. Es ging in malerischer Landschaft über Stromschnellen flußabwärts und auch wenn die rasanten Abschnitte nur einen kleinen Teil der Tour ausmachten, war es für uns alle aufregend und im Nachhinein megatoll! Also, falls Ihr mal auf der Ecke seid – nicht lang fackeln und auf jeden Fall Kanufahren! Das Allerbeste an diesem Camp war jedoch, dass
meine Schwester überraschend mit ihrer Family aus Wien angereist kam und direkt ein paar Tage dort mit uns verbracht hat. Oh, Schwesternzeit, das tat so gut! <3!
Jetzt doch über die Grenze: Ab nach Österreich
Wo wir nun schon einmal so ganz weit im Süden waren, kam es, wie es kommen musste: Wir verließen Deutschland und machten einen Abstecher in die Alpen und ins Ötztal. Wir hatten uns einen kleinen, feinen Campingplatz ausgesucht:
Ötztaler Naturcamping in der Nähe von Sölden. Der Platz ist einfach fantastisch; nicht zu groß, so richtig urig an einem Bach und mit Bergpanorama und umringt von 250 Dreitausendern – ein Traum!
Scheinbar scheint das für uns aber der Urlaub der Striche durch Rechnungen gewesen zu sein, denn diesmal kam wieder etwas dazwischen – eine fette Erkältung. Ich hatte mir irgendwas eingefangen und es ging mir von Minute zu Minute schlechter, so dass wir nach nur einer Nacht vorzeitig abreisten. Wir hatten kurzfristig
in Sölden eine Ferienwohnung gefunden, die wir für ein paar Tage mieteten, damit ich mich in Ruhe erholen und in einem festen Bett meine Erkältung wegschlafen konnte. Damit hatten wir eigentlich noch Glück im Unglück, denn die Wohnung war super geräumig und hatte Zugang zu einem tollen Garten, in dem Lotta ausgiebig spielen konnte. Außerdem gab es in der Umgebung auch jede Menge Bike Trails für Nils, der so auch auf seine Kosten kam. Und ich? Wurde erstmal wieder gesund.
Südtirol: Italien statt Schweiz
Eigentlich sollte uns unser Weg nun noch in die Schweiz führen. Doch die Wettervorhersage, die für das Hochgebirge wirklich schaurig aussah (ich meine 11° Tageshöchsttemperatur? Im Sommerurlaub? Really?), brachte uns erneut zum Umplanen. Wieder von vorne, also. Und wenn schon neu, dann gleich richtig: Wir buchten uns kurzerhand eine Wohnung im lombardischen Livigno. Sagen wir es mal so: Am Ortseingang von Livigno gab es einen kleinen Park, der hat es uns wirklich angetan. Der Rest von Livigno: eher nicht so. Die Stadt an sich war viel zu voll, die Wohnung wirklich kein Highlight, vor allem nicht die Baustelle nebenan! Auch wenn die Gegend drum herum ganz schön (und Ausgangspunkt für Lottas ersten Bike Trail) war, länger bleiben wollten wir nicht. Also wieder umdenken...
Wenn das Gute liegt so nah: Südtirol und Bauer Georg
Wir suchten also eine Weile, recherchierten und überlegten, wohin uns unser Roadtrip noch führen könnte. Doch ans Meer? Nee, ist zu weit. Oder weiter in die Berge? Aber wohin? Den rettenden Einfall hatte dann plötzlich Lotta: Sie wollte zu
Bauer Georg und seiner lieben Frau Magdalena auf den Pichlerhof in Hafling. Schon unseren
Winterurlaub hatten wir bereits zwei Mal da verbracht und Lotta hatte damals nicht nur unglaublich viel im Stall geholfen, sondern auch das neu geborene Kälbchen entdeckt und es "Lotta" getauft. Eigentlich völlig klar, dass wir zum Pichlerhof mussten, um uns nach Lotta zu erkundigen und dem herzlichen Bauernpaar einen Besuch abzustatten.
Leider waren die Unterkünfte auf dem Hof belegt, aber wir fanden ganz in der Nähe einen Campingplatz, der uns noch aufnehmen konnte:
Camping Völlan bei Lana in der Nähe von Meran. Der Platz ist terrassenförmig angelegt und liegt zwischen Obstwiesen und Wald. Er war auch nicht voll, denn in Südtirol lag die Auslastung wegen Corona nur bei 30%, so hatten wir freie Platzwahl und fanden einen superschönen Stellplatz. Von hier aus unternahmen wir dann noch die wildesten Wanderungen. Die erste führte uns über einen echt anstrengenden Aufstieg (meine Herren!) durch einen Wald zu einer idyllischen und
wunderschönen Almhütte, der Wurzer Alm . Zum Glück gab es oben nicht nur einen fantastischen Ausblick, sondern auch Wollschweine, Pfauen, Babyziegen, Hängebauchschweine, Katzen, Kaninchen und Pferde, die uns entschädigten und im Nu aus einer nur so mittelbegeisterten Lotta ein ziemlich glückliches Mädchen machten. So war dann zum Glück auch der Abstieg kein Problem mehr.
Am nächsten Tag verschlug es uns in den
Geoparc Bletterbach in den Dolomiten, wo wir die Bletterbachschlucht, ein UNESCO Welterbe, hinabsteigen wollten. Diese Wanderung ist wirklich traumhaft, auch mit Kindern: Man wandert zuerst hinab zum Flussbett, hüpft über große Steine, picknickt mitten in der Natur (wenn man sich genug Proviant mitgenommen hat, unbedingt machen!) und ahnt nicht, was für ein anstrengender Aufstieg einem noch bevor steht, der die Wadenmuskeln noch für Tage beschäftigen wird.
Einmal Familie und wieder zurück
Verrückt, dass im Urlaub und gerade bei einem Roadtrip die Zeit immer noch ein bisschen schneller vergeht, so mussten wir bald schon wieder den Rückweg antreten. Wir statteten unserer Familie in Biberach noch einen kurzen Besuch ab, dann ging es zurück in den Norden und unser Roadtrip zu Ende.
Reisen zu Zeiten von Corona
Ehrlich gesagt? Fast alles wie immer. Klar, an manchen Orten mussten wir hin und wieder mal Fieber messen, an anderen hingegen bestand nicht mal eine Maskenpflicht. In den Restaurants und auf den Campingplätzen waren vereinzelt Tische, Waschbecken oder jede zweite Toilette gesperrt und es war – bis auf Livigno – überall relativ leer, aber sonst war von Corona und dessen Auswirkungen nicht viel zu spüren.
Unser Roadtrip durch den Sommer – Mein Fazit
Hach, was soll ich sagen? Obwohl auf unserem Roadtrip definitiv ein paar wirklich tolle und sicher unvergessliche Erlebnisse dabei waren, wird es uns nächstes Jahr hoffentlich wieder nach Frankreich verschlagen (können). Ich brauche die Wärme und vor allem das Meer und freue mich jetzt schon drauf, meine Füße im weichen Sand zu vergraben und Lotta und Nils zu beobachten, wenn sie mit ihren Boards in die Wellen stürmen.
Hast Du Deinen Urlaub noch vor oder schon hinter Dir? Wohin hat es Dich verschlagen? Hat es Dir gefallen oder hast Du etwas vermisst? Hast Du schon mal einen Roadtrip gemacht? Und hast Du schon gesehen?
Judith war mit ihrer Familie mit dem Hausboot unterwegs.
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Das mache ich übrigens auch.